Stattdessen basierte der VaMoR-Autopilot auf visuellen Informationen, die vom Rechner verarbeitet wurden. Statt die Umgebung vollständig zu erfassen, komplexe Szenen zu analysieren und sämtliche Daten zu speichern, setzte Dickmanns darauf, anhand von relevanten Bildausschnitten Vorhersagen über den weiteren Streckenverlauf zu treffen. Getestet wurde erst auf einem stillgelegten Flugplatz, dann auf einem fertigen Autobahnabschnitt, der noch nicht befahren wurde. Erst später kam »echter Verkehr« hinzu. Im Vortrag illustriert der über 80-Jährige das mit kleinen Videos, die damals von den Tests gedreht wurden. In der Folgezeit entwickelte er zahlreiche Elemente, die heute zum Stand der Technik beim autonomen Fahren gehören. Einer der Höhepunkte des Projekts war aber eine rund 1.700 Kilometer lange Fernfahrt von München nach Kopenhagen und zurück, zu der Dickmanns Team im Herbst 1995 startete.
Dickmanns erzählt u.a. von einem Projekt von 1997 bis 2001 mit der US-Army, an dessen Ende auf einem Netzwerk unterschiedlicher Straßen und sogar querfeldein mit einem Graben als unbekanntem Hindernis gefahren werden konnte. Daraufhin nahm sich ein US-Senatsbeschluss 2001 ehrgeizig vor: »Bis 2015 soll ein Drittel der Army-Fahrzeuge ‚autonome Fahrfähigkeiten‘ haben!«. Dazu wurden die DARPA-Wettbewerbe ins Leben berufen: Unbemannte Fahrzeuge wurden entlang GPS-Wegpunkten [an einer (virtuellen) GPS-Leine] durch die Wüste bzw. Stadt gezogen und müssen aus der Fahrebene herausragende Hindernisse vermeiden. Den Gewinnern winkten hohe Preisgelder.
Blick in die Zukunft und in die Unfallstatistik
Dennoch, die weltweite Entwicklung brachte bis 2013 nicht viele Innovationen im Bereich sehender Fahrzeuge, auch wenn viele Akteure mitmischten. In den Industrie-Entwicklungen dominieren Radar und Laser-basierte Systeme zur Abstandsmessung und Hindernisvermeidung. Ausnahmen bildeten ein Stereosehen von Daimler und das Sehsystem EyeQX (X von 1 bis 5) von Mobileye, einem israelischen Unternehmen, das mit »System-on-a-chip« miniaturisierte Elektronik-Hardware herstellt und behauptet weltweit über verschiedene Zulieferer ~40 Mio. Fahrzeuge mit einem ihrer Systeme ausgestattet zu haben. 2017 werden sie von Intel für über 15 Mrd. Euro aufgekauft.