Über die künstlerischen Forschungsprojekte BRAINPALACE – BRAINPATTERNS
Die fortschreitende Digitalisierung und Beschleunigung all unserer Lebensbereiche stellt sowohl an das Individuum als auch an den Gemeinsinn große Herausforderungen. Die eigene Stimme und die unserer Nächsten hallen in sozialen Medien wider, politischer Dogmatismus kann Menschen auseinandertreiben, Affekte steuern das Handeln und Fakten sind in manchen Debatten nicht mehr entscheidend. Dabei kommt der Empathie als einem Grundpfeiler funktionierender Gemeinschaften weiterhin hohe Bedeutung zu. Es sind Künstler, die das Spiel mit unseren Emotionen zur Meisterschaft gebracht haben, und Wissenschaftler, die gelernt haben, unser Denken und Fühlen, unseren Geist und unser Gehirn zu analysieren und, zumindest teilweise, zu verstehen. Welche neuen Impulse lassen sich im Zusammenspiel von Kunst und Wissenschaft erdenken, um Empathie, den sozialen Zusammenhalt und das Miteinander zu befördern?
Das Forschungsprojekt BRAINPALACE nimmt sich dieser Frage an. Es erprobt die Möglichkeiten und das Potenzial künstlerischer Interventionen in Kombination mit Methoden des neuronalen Feedbacks. Dabei werden neurowissenschaftliche Erkenntnisse angewendet, um kollektive Gruppenerlebnisse zu schaffen und Empathie durch emotionale Synchronisation zu verstärken.
Das Projekt hat als Ziel, für 2020 eine Lichtinstallation als Kunstobjekt zu entwickeln, dessen Erscheinungsbild von den Hirnaktivitäten einer Betrachtergruppe interaktiv gesteuert wird, wobei geeignete Merkmale empfangener EEG-Signale als Steuerungsgrößen dienen.
Hierzu werden bereits vorliegende Algorithmen zunächst an das Kunstszenario adaptiert, evaluiert und dann mit neu zu entwickelnden Verfahren kombiniert, um Reaktionen der Betrachterinnen und Betrachter dynamisch zu verfolgen, auf ganz neue Art zu visualisieren und schließlich auch »künstlerisch widerspiegeln« zu können.
Im Jahr 2021 wird das Folgeprojekt BRAINPATTERNS untersuchen, ob mit den neu entstandenen Software-Werkzeugen erste Hinweise zur Erkennung unterschiedlicher Bewusstseinsebenen auffindbar sind – durch die Identifikation emergenter Muster in den Visualisierungen.