»Nur Mut! Probiert’s aus!«

Interview Johanna Heidrich, Doktorandin in der Abteilung »Transportvorgänge«

In der Herbstschule 2023 hat Johanna Heidrich im Rahmen der Vortragsreihe »Studium, Promotion, Arbeit an der Uni und am Fraunhofer ITWM« den Stipendiaten und Stipendiatinnen ausführlich über ihren Arbeitsalltag und ihre bisherige Mathe-Karriere berichtet.

Ihr Vortrag stand unter der Überschrift »Fernwärme, Faserspinnen und Elektrolysezelle – Vom Mathematikstudium zur Anwendung«, denn die 27-jährige Doktorandin hat viel zu erzählen: Sei es über ihre Promotion, an der sie seit Sommer 2021 arbeitet, oder über ihren Weg als ehemalige Felix-Klein-Stipendiatin. Wir haben die Gelegenheit genutzt und sie interviewt: 

Wie kamst Du ans Fraunhofer ITWM? Kommst Du ursprünglich aus Kaiserslautern?

Nein, ich bin fürs Studium hergezogen. Mein erster Kontakt zum Fraunhofer ITWM war die Felix-Klein-Förderung. Dann habe ich im Bachelor ein Praktikum hier am Fraunhofer ITWM absolviert, und mich nach dem Master mit Nebenfach Physik für die Promotion am Institut entschieden.
 

Wie hat Dir das Felix-Klein-Stipendium in Deiner bisherigen Karriere geholfen?

Neben der finanziellen und ideellen Unterstützung im Studium selbst, hat mir vor allem das Netzwerk geholfen, das mit dem Stipendium einhergeht. Mein Mentor Christian Leithäuser hat mich während der Berufsorientierung auf verschiedene Möglichkeiten am Institut im Anwendungsfeld »Energie« aufmerksam gemacht und Kontakte hergestellt. Ich habe mich auch noch außerhalb beworben, aber die Möglichkeit am Fraunhofer ITWM im Fernwärme-Schwerpunkt hat mich einfach am meisten interessiert. 

Johanna Heidrich im Interview
© Fraunhofer ITWM
Johanna Heidrich im Interview

Als Stipendiatin hast Du bestimmt mehrmals selbst auch an der Herbstwoche teilgenommen, wie hast Du diese Wochen erlebt?

Ja, an einigen sogar, in den fünf Jahren Förderung. Es wurden auf jeden Fall immer spannende Modellierungsfragestellungen behandelt und Einblicke gewährt, wie die Mathematik, die man da gerade an der Uni lernt, dann wirklich Anwendung finden kann. Natürlich waren auch die Kontakte zu den anderen Stipendiat:innen wertvoll, weil das immer eine bunte Mischung über die Semester ist und die Gruppen immer aus engagierten Leuten bestehen.

Abschlusspräsentation Gruppe Fernwärme
© Fraunhofer ITWM
Im letzten Jahr war Johanna Heidrich auch Betreuerin einer der Gruppen in der Felix-Klein-Herbstschule. Natürlich ging es in der Teamarbeit auch um eine Problemstellung aus der Projektarbeit zu Fernwärme.

Jetzt bist Du inzwischen seit zwei Jahren Doktorandin am Institut. Was gefällt Dir am besten an Deiner Arbeit am Fraunhofer?

Ich bin einfach begeistert von meinem Themenfeld, weil Wärmeversorgung – und Fernwärme speziell – gerade super relevante Themen sind und ich immer schon davon geträumt habe, mit meiner Arbeit einen Beitrag zur Energiewende leisten zu können. Dass das schon während meiner Promotionszeit so konkret möglich ist, macht mich einfach froh. Und was mir auch sehr gefällt, ist das gute Miteinander im Team mit den Kollegen in meiner Gruppe.
 

Erzähl doch hier gerne genauer, an was für Projekten arbeitest Du gerade?

Da meine Promotion im Bereich »Digitalisierung der Fernwärme« angesiedelt ist, arbeite ich auch an den Fernwärme-Projekten in meiner Abteilung mit. Da geht es darum, reale Wärmenetze zu modellieren und ihren Zustand dynamisch zu simulieren. Damit werden dann Digitale Zwillinge der Netze erstellt, die bei den Herausforderungen wie Dekarbonisierung, optimalem Betrieb und Ausbau der Netze unterstützen.

Worum ging es in Deinem Vortrag in der Herbstschule?

Zuerst habe ich über meinen Werdegang gesprochen, welche Überlegungen ich angestellt hatte zu Themen wie Abschlussarbeiten, Auslandsaufenthalt oder Berufsorientierung. Und dann habe ich über meine bisherige Promotionszeit, die Projekte zur Fernwärme in unserer Abteilung und mein Promotionsthema berichtet. Außerdem habe ich einen Einblick gegeben, an was darüber hinaus in meiner Abteilung »Transportvorgänge« noch gearbeitet wird.

Was würdest Du aktuellen Stipendiat:innen mit auf den Weg geben?

Wenn ich jetzt zurückblicke, dann hat es sich in der Anwendung ausgezahlt, im Studium thematisch breit gefächerte Vorlesungen zu hören und einen guten Überblick über die Methodenfelder zu bekommen. Denn die Fragestellung aus der Anwendung richtet sich nicht immer danach, in was man spezialisiert ist.

Außerdem hat es sich bei mir sehr gelohnt, mich mit meinem Mentor rechtzeitig vor dem Abschluss über meine Berufsorientierung auszutauschen, das kann ich nur empfehlen.

Das hört sich alles nach einem ausgefüllten Berufsleben an. Was machst Du in Deiner Freizeit?

Ich verbringe gerne Zeit mit Freundinnen und Freunden, meiner WG sowie meinen Patenkindern, und spiele Tennis im Verein. Besonders am Herzen liegt mir außerdem schon immer mein politisches Engagement, da bin ich in den letzten Jahren vor allem in einem unkommerziellen Freiraum in der Stadt für Politisches und Kulturelles aktiv.

 

Was würdest Du jungen Frauen raten, die eine Karriere in der Mathematik anstreben?

Ich fühle mich noch gar nicht in der Position Ratschläge zu geben, aber was das Studium und Stipendien angeht, kann ich nur sagen: Nur Mut! Probiert’s aus! Man merkt im Studium schnell, ob einem die Mathematik liegt.