Wie arbeiten die Schülerinnen an den Projekten? Beschreiben Sie Ihre ersten Eindrücke.
Martin Bracke und Patrick Capraro:
»Die Arbeit ist sehr motiviert, mit kreativen Ideen, Diskussionen, Rückfragen, Ausprobieren und Verbesserungen.«
Tobias Seidel:
»Die Mädchen sind hoch motiviert beim Bearbeiten der Aufgabenstellungen. Sie organisieren sich selbstständig und machen schnell große Fortschritte.«
Was war Ihre Motivation bei der Talent-School als Mentor mitzuarbeiten?
Martin Bracke und Patrick Capraro:
»Unsere Erfahrungen zeigen, dass der übliche Unterricht in der Schule gewisse Aspekte akademischen Arbeitens nicht abbildet, was auch viele Schüler als Missstand wahrnehmen. Wir würden diese Lücke gerne schließen. Formate wie die Talent-School dienen einerseits als außerschulisches Angebot an die Schülerinnen und Schüler, wo man ihnen eine andere Art des Arbeitens vermittelt, andererseits dienen sie als Testgelände, neue Arbeitsformen für die Schule zu entwickeln, um sie in die Fläche zu bringen.«
Wie wurden die Aufgaben entwickelt?
Martin Bracke und Patrick Capraro:
»Es gibt in Seattle (USA) einen Musikbrunnen seit der Weltausstellung 1962. Der kann zu etwa 5 Musikstücken synchron Wasser versprühen, die entsprechende Choreographie wurde jeweils manuell entwickelt. Es ist für den Betrachter nicht immer eine Synchronizität zu erkennen. Die Ausgangsfrage für unser Projekt war daher, ob man gute Choreographien automatisch erzeugen kann mit Hilfe eines guten Modells und Computerunterstützung.«
Tobias Seidel:
»Meine Aufgabenstellung ist motiviert von einem realen Projekt aus der Abteilung. In diesem Projekt trifft man schnell auf klassische Fragestellungen aus der Mathematik. Diese werden in kleinen Beispielen noch nicht zu komplex. Ich fand das Thema daher sehr passend für diesen Rahmen.«
Ähnelt die Arbeit an den Projekten dem Arbeiten im Studium? Bzw. Ihrer Arbeit am Institut?
Tobias Seidel:
»Da das Thema durch ein reales Projekt motiviert ist, habe ich versucht es auch ähnlich wie ein Projekt am Institut zu gestalten. Ich habe die Schülerinnen sehr frei arbeiten lassen. Die Schülerinnen mussten selber entscheiden wie sie die Situation modellieren wollen und welche Daten sie dafür benötigen.«
Martin Bracke und Patrick Capraro:
»Es gibt viele Parallelen: Wir haben grundlegende Techniken angeschaut, die später angewendet und für neue Fragen eigene Lösungen entwickelt. Allerdings passiert hier im Projekt Vieles im Zeitraffer, manche Phasen müssen auch abgekürzt oder übersprungen werden.«
Gab es bereits Feedback der Schülerinnen? Wie ist das Stimmungsbild? Oder gab es vielleicht Überraschungen?
Stefan Ruzika:
»Ich denke, wir präsentieren einen schönen Mix bestehend aus einer interessanten, anwendungsnahen Fragestellung, neuen mathematischen Konzepten sowie Infos zur Programmierung und zu Präsentationstechniken; dabei kommt aber das kreative, freie Arbeiten dennoch nicht zu kurz. Folgende Anekdote zeigt die Motivation: ich wurde gefragt, ob die Laptops, die wir zum Arbeiten zur Verfügung stellen, heute Abend mit in die Jugendherberge genommen werden dürfen, da die Schülerinnen noch was arbeiten wollten.«
Was waren die besonderen Herausforderungen diese Woche?
Tobias Seidel:
»Die Mädchen kommen mit einem sehr unterschiedlichen Vorwissen. Die richtigen Themen zu finden, so dass sich keine unterfordert, aber auch keine überfordert fühlt, ist gar nicht so einfach.«
Martin Bracke und Patrick Capraro:
»Von unserer Seite ist die größte Herausforderung, innerhalb von wenigen Tagen ein komplexes Problem vorzustellen, die Mathematik zu erklären, die dahintersteht, beim mathematischen Arbeiten und Programmieren zu helfen und den Schülerinnen trotzdem genug Freiraum zu lassen, selbst kreativ zu werden. Wir haben im Vorfeld viel diskutiert, wie wir das Projekt leiten wollen und welche Hilfestellungen nötig sind, um die Teilnehmerinnen möglichst frühzeitig eigenverantwortlich arbeiten zu lassen.«
Welche Voraussetzungen sollten Teilnehmerinnen haben? Braucht es eine bestimmte Einstellung, um bei so einer Woche mitzumachen?
Martin Bracke und Patrick Capraro:
»Die persönliche Einstellung ist die Hauptvoraussetzung und ist wichtiger als mathematisches Fachwissen. Wir haben in unserer Gruppe festgestellt, dass interessierte Schülerinnen sich fehlende Kenntnisse rasend schnell aneignen, wenn das Interesse am Thema und die Motivation zum Arbeiten entsprechend groß sind.«
Was wollen Sie den Mädchen aus der Talent-School mitgeben? Welche Botschaft sollen sie mit nach Hause nehmen?
Tobias Seidel:
»Mein Ziel war es den Schülerinnen zu zeigen, wie viel man mit Mathematik machen kann. In vielen Gesprächen in kleineren Runden habe ich viele Fragen über das Mathematikstudium beantworten können. Ich wollte ein bisschen Licht in die große Unbekannte Mathematikstudium bringen.«
Martin Bracke und Patrick Capraro:
»Mathematik ist vielseitig, macht Spaß und steckt in allen Bereichen unseres Lebens. Kommt nach Kaiserslautern und studiert Mathematik!«