Interview: Einblicke in die Abschlussarbeit am Institut

Interview mit Masterstudent Felix Kreutz

Felix Kreutz studiert im fünften Semester für seinen Master in Wirtschaftsmathematik an der Universität Marburg, wo er zuvor auch seinen Bachelor absolviert hat. Im Interview erzählt uns der gebürtige Hesse, wie er auf das Fraunhofer ITWM aufmerksam wurde und wie der Alltag während der Masterarbeit bei uns aussieht. 

Was hat Dich dazu motiviert, hier nach Kaiserslautern zu kommen und Deine Abschlussarbeit am Fraunhofer ITWM zu schreiben?

Angefangen hat alles, als ich auf der Suche nach einem Praktikumsplatz war. Ich bin auf YouTube auf eine Serie aufmerksam geworden, in der Berufe vorgestellt wurden. Einer davon war »Wirtschaftsmathematiker«, was perfekt zu meinem Studium passt. In der Serie ging es speziell um das Fraunhofer ITWM und ich fand es toll, dass man hier wirklich etwas macht und nicht nur zuschaut. Also habe ich mich hier beworben. Nach dem Praktikum hat es sich dann angeboten, meine Masterarbeit hier zu schreiben, weil das Team gut gepasst hat und ich ein spannendes Thema gefunden habe.

Wie lief der Bewerbungs- und Entscheidungsprozess für Deine Abschlussarbeit hier ab? 

Der Prozess war ziemlich unkompliziert: Bereits während meines Praktikums haben wir darüber gesprochen, dass ich mich hier wohlfühle. Dabei wurde mir schnell angeboten, auch meine Abschlussarbeit am Institut zu schreiben. Mir machte meine Praktikumszeit viel Spaß und sie verging wie im Fluge. Ich hatte gar nicht auf dem Schirm, dass der Vertrag bald ausläuft. Gegen Ende des Praktikums habe dann nochmal angesprochen, ob wir einen Vertrag für die Masterarbeit aufsetzen können – und das war innerhalb einer Woche erledigt.

Was waren bisher die größten Herausforderungen während Deiner Masterarbeit?

Die größte Herausforderung war der Wechsel von der Universität, wo man oft sehr eng begleitet wird, zu einer Arbeitsweise, bei der man selbstständiger arbeitet und mit Rückschlägen umgehen muss. Im Praktikum habe ich zunächst versucht, viel alleine zu machen. Was leider nicht so gut geklappt hatte. Ich habe mir daher vorgenommen, mehr mit meinen Kolleginnen und Kollegen im Team zu kommunizieren und bei Herausforderungen nach Denkanstößen zu fragen. Man muss sich aber auch darüber im Klaren sein, dass einem niemand die Lösung gibt. Ansonsten bleibt es jedem selbst überlassen, wie viel Unterstützung man in Anspruch nehmen möchte.

MaRDI
© MaRDI
Das Ziel von MarDI ist es, eine Infrastruktur zu schaffen, die eine faire Datenkultur und einen fairen Forschungsworkflow durch eine nachhaltige Umsetzung von Ergebnissen ermöglicht.

Worum geht es in Deiner Abschlussarbeit und wie bist Du auf dieses Thema gestoßen?

Meine Masterarbeit trägt den Titel »Finetuning of LLMs for Entity Extraction from Mathematical Models«. Das Thema baut auf die Infrastruktur »MaRDI« auf, bei dem es darum geht, mathematisches Hintergrundwissen besser zu strukturieren und Forschungsdaten nach den FAIR-Prinzipien (Findable, Accessible, Interoperable, Reusable) zu gestalten und so die Forschung nachhaltig zu fördern.  

Ein Beispiel wäre ein Arzt, der Röntgentechnologie verwendet, um einen Bruch oder eine andere Verletzung zu diagnostizieren. Dabei nutzt er Messgeräte und mathematische Modelle zur Auswertung der Bilder – dieses spezifische mathematische Wissen ist aktuell nicht so strukturiert, dass andere Berufsgruppen es leicht übernehmen könnten. Es müsste daher von ihnen neu recherchiert werden.

Für meine Master-Thesis arbeite ich derzeit daran, mithilfe einer Künstlichen Intelligenz Forschungspapiere zu lesen und zusammenzufassen. Ziel ist es, die daraus gewonnenen Daten direkt in unser System beziehungsweise unsere Infrastruktur zu integrieren. Momentan erfolgt dieser Prozess noch manuell, was einen erheblichen Aufwand bedeutet, da die Papiere einzeln zusammengefasst und eingepflegt werden müssen.

In welchem Bereich oder in welcher Abteilung schreibst Du Deine Abschlussarbeit am Institut?

Ich schreibe meine Arbeit im Bereich »Mathematik für die Fahrzeugentwicklung« (MF), aber mein Thema hat nicht direkt mit Fahrzeugen zu tun. Es könnte auf einem abstrakten Level jeder Abteilung helfen. Dass ich im Fahrzeugbereich bin, liegt daran, dass mein Betreuer, Dr. Jochen Fiedler, dort tätig ist.

 

Wie sieht Dein Arbeitsalltag während der Abschlussarbeit aus?

Mein Alltag ist ziemlich ähnlich zum Praktikum. Ich komme meistens zwischen 9 und 10 Uhr ins Büro, mache ein bisschen Literaturrecherche, implementiere das, was ich recherchiert habe, und spreche mit anderen Personen, die zu meinem Thema etwas beitragen können. Hauptsächlich schreibe ich Codes in Python und vertraue auf bereits existierende Bibliotheken, die mir viele Aufgaben erleichtern. Die Arbeitszeiten sind flexibel – solange ich meine Aufgaben erfolgreich erledige und dies mit meinem Betreuer abstimme, habe ich die Freiheit, meinen Zeitplan individuell zu gestalten.

Welche Unterstützung bekommst Du vom Fraunhofer ITWM während Deiner Abschlussarbeit?

Deutlich interessanter als an der Uni ist die Vielfalt der Themen und Datensätze, die man hier bekommt. Gerade wenn es um Industriedaten geht, hat man hier am Institut einen klaren Vorteil. Auch der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen ist super. Man kann immer fragen, wenn man nicht weiterkommt. 

 

Welche Tipps würdest Du anderen Studierenden geben, die ihre Abschlussarbeit am Fraunhofer ITWM schreiben möchten?

Ich finde, das Thema Selbstorganisation ist hier auf jeden Fall wichtig. Ansonsten sollte man sich trauen, Fragen zu stellen, wenn man mal nicht weiterkommt, und auch eigene Ideen einbringen. Hier muss man sich keine Sorgen machen, alles vorgegeben zu bekommen. Man hat viele Freiheiten. 

Interview Felix Kreutz
© Fraunhofer ITWM
Masterstudent Felix Kreutz im Interview mit Antoinette Duus

Hast Du nach Deinem Studium bereits konkrete Pläne für die Zeit danach?

Ich bin gerade dabei, das auszuloten. Je nachdem, wie gut meine Masterarbeit verläuft und wie viel Spaß mir die Forschung macht, könnte ich mir vorstellen, gerne auch hier als wissenschaftlicher Mitarbeiter oder Doktorand zu bleiben. Die freie Wirtschaft wäre auch eine Option, steht aber aktuell an zweiter Stelle.

 

Möchtest Du noch etwas anderen zukünftigen Mathematikerinnen und Mathematikern mit auf den Weg geben? 

Es ist wahrscheinlich für die meisten Mathematikstudierende schon zu spät, aber zu Beginn meines Studiums hatte ich Sorgen, wie ich Mathematik in der Praxis anwenden kann, und habe mich daher auf Bereiche im Studium konzentriert, von denen ich dachte, dass sie mir später einen Job bringen würden. Doch ich habe gelernt, dass Mathematik unglaublich vielseitig ist und in fast allen Bereichen angewendet werden kann. Das logische Denken und die Modelle, die man als Mathematiker und Mathematikerin erlernt, sind in vielen Bereichen nützlich. Es mag vielleicht übertrieben sein zu sagen, dass sie die Welt verbessern, doch sie leisten definitiv einen wertvollen Beitrag zu sinnvollen Lösungen.