Interviews mit Teilnehmerinnen aus allen drei Projektgruppen

Die Schülerinnen haben eine ereignisreiche Woche hinter sich: Neben den drei großen Mathe-Projekten, die es in Gruppen zu bearbeiten galt, gab es auch eine ganze Reihe von Freizeitangeboten. Dazu gehörten ein Grillabend, Yoga-Sessions, Teambuilding-Workshops für die gesamte Truppe und einen Besuch der interaktiven KI-Ausstellung »I AM AI«. Auch die Technische Universität und die Innenstadt Kaiserslautern konnten die Schülerinnen kennenlernen.

Wir haben unsere Teilnehmerinnen zu ihren Erfahrungen in der vergangenen Woche befragt. Aus jeder der drei Gruppen erzählen Schülerinnen von ihren Projektarbeiten, dem Freizeitprogramm der Math-Talent-School und schildern ihre Eindrücke:

»Man ist mit Leuten zusammen, die das Interesse an der Mathematik auch teilen«

Leonie Rifinius kommt aus Paderborn, ist dort am Pelizaeus-Gymnasium in der 12. Klasse und belegt die Leistungskurse Mathematik und Informatik. Sie hat sich für die Gruppe »Kein Rocket-Science?« entschieden. Im Interview erzählt sie mehr über ihre Woche am Fraunhofer ITWM:

Leonie Rifinius
© Fraunhofer ITWM
Leonie Rifinius

Was unterscheidet die Projektarbeit hier am Institut vom Unterricht in der Schule? Wie läuft die Zusammenarbeit in der Gruppe und mit den Betreuern?

Vor allem ist es anders. In der Schule gibt es oft einen strengeren Rahmen und genauere Vorgaben für die Lösung von Aufgaben. Hier durften wir uns selbst aussuchen, auf welche Projekt-Aspekte wir uns als erstes fokussieren und konnten entscheiden, welchen Lösungsansatz wir verfolgen. Am besten gefällt mir, dass man einen Einblick in das Konzept und das Projektarbeiten in der Mathematik bekommt. Ich kannte das bislang nur in der Informatik, Chemie oder Physik. Auch das gemeinsame Arbeiten im Team ist neu für mich und es ist wirklich cool, gemeinsame Erfolge im Projekt zu erarbeiten.

Unsere Betreuer Armin und Tobi haben uns besonders zu Beginn sehr geholfen und Hilfestellungen gegeben. Aber dann haben sie uns auch relativ schnell freie Hand gelassen und wir durften selbstständig mit den Programmen loslegen. Dabei haben wir als Gruppe dann selbst die Aufgaben verteilt und konnten so sehr effektiv miteinander arbeiten.

In Deinem Motivationsschreiben hast Du erwähnt, dass Du Dir vorstellen kannst, den Studiengang Mathematik oder Informatik auszuwählen. Wie schaut es nach der bisherigen Woche aus? Welche neuen Perspektiven haben sich für Dich ergeben?

Tatsächlich kam für mich bislang in Frage, entweder Mathematik oder Informatik zu studieren. Und eigentlich hatte ich mich vor dem Beginn der Math-Talent-School schon fast für Informatik entschieden. Nachdem uns nun aber an der Technischen Universität in Kaiserslautern der Studiengang »Mathematik« vorgestellt wurde, überlege ich aktuell, doch eher Mathematik im Hauptfach zu wählen und Informatik im Nebenfach zu studieren.
 

Was gefällt Dir denn an der Mathematik am besten? Was war daran besonders herausfordernd für Dich?

Irgendwie lag mir Mathematik schon immer und ich finde es macht einfach Spaß, konkrete Problemstellungen mit den passenden Ansätzen zu lösen. Es ist also weniger das Rechnen an sich – denn das kann ja im Zweifel der Computer übernehmen – als vielmehr das Problemlösen und auch das Darstellen und Modellieren von mathematischen Zusammenhängen.

Vor allem die Schnittstellen mit der Physik, die über den bisherigen Schulstoff hinausgehen, finde ich spannend. Und zum Teil waren auch die eigenständigen Recherchen und das anschließende Kombinieren von verschiedenen neuen Formeln herausfordernd für das Team in unserer Gruppenarbeit.
 

Wie ist die allgemeine Stimmung in der Gruppe und wie gefällt Dir der Veranstaltungsrahmen außerhalb der Arbeitsphasen?

Sehr gut! Das gesamte Projekt ist viel entspannter, als ich erwartet hatte. Ich kam mit der Erwartung hier her, dass man als Teilnehmerin viel mehr auf sich selbst gestellt arbeiten würde. Aber es kam ganz anders und besonders nach den Team-Building-Sessions an den Abenden gab es ein starkes Gemeinschaftsgefühl untereinander. Auch die gemeinsamen Mahlzeiten und Unternehmungen waren sehr schön als Gruppe und es sind hier wirklich ein paar neue Freundschaften entstanden. Das Besondere gegenüber der Schule ist hier auch, dass man nur mit Leuten zusammen ist, die das eigene Interesse an der Mathematik teilen.

»Neue Berufsperspektiven«

Chiara Rumlich geht in die elfte Klasse der Landesschule Pforta in Naumburg (Saale) in Sachsen-Anhalt, ein Internatsgymnasium zur Förderung begabter Schüler:innen. In der Math-Talent-School beschäftigt sich ihre Gruppe mit den komplexen Thema: Wie ändern sich Straftatbestände in »Krisen«-Situationen? Wir haben auch sie zum Girls-Camp interviewt:

In Deinem Motivationsschreiben zur Bewerbung hast Du den Wunsch geäußert, mehr über den Beruf der Mathematikerin zu erfahren. Welche neuen Perspektiven haben sich diese Woche für Dich ergeben?

Für mich war zum Beispiel neu, dass man Mathematik im Bachelor auch mit einem Nebenfach studiert. Das ist besonders interessant für mich, da ich das Fach gerne mit noch einer weiteren Naturwissenschaft kombinieren würde. Zudem muss ich sagen, dass ich der Informatik durch das Projekt ein ganzes Stück näher gekommen bin! In der Schule fand ich das Fach nicht so toll – besonders weil es wenig Gelegenheit dazu gab, das Gelernte auch praktisch anzuwenden. Und hier habe ich das besonders auch durch den Crashkurs Python dazu gelernt, Praxiserfahrung gewonnen und in den Gruppenarbeiten es dann auch angewandt.

Ich habe zudem einige neue Berufsperspektiven beim gestrigen Abendessen im Gespräch mit den Betreuenden aufgezeigt bekommen. Armin hat mir zum Beispiel erklärt, was man mit Mathe später so alles beruflich machen kann. Ich finde Finanzmathematik schon mal ziemlich cool.

Chiara Rumlich
© Fraunhofer ITWM
Chiara Rumlich

Was hat Dir bisher in dieser Woche am besten gefallen?

Vieles. Ich fand zum Beispiel die KI-Ausstellung heute Morgen sehr spannend, weil sie interaktiv war und man in den verschiedenen Anwendungsbeispielen viel ausprobieren konnte. Auch das gemeinsame Essen gestern hat mir gut gefallen, weil ich dort Kontakte knüpfen konnte und man viel über das Studierendenleben erfahren hat. Die Stories unserer Betreuer:innen aus dem Alltag waren zudem auch super unterhaltsam! Ansonsten machen die Gruppenarbeiten Spaß, auch wenn sie von außen vielleicht aussehen, als ob man die ganze Zeit das Gleiche macht. Aber es ist dann doch interessant, wenn man sich für eine Problemstellung zusammen Lösungsstrategien überlegt.
 

Was fasziniert Dich an Mathematik und Informatik besonders?

Ich schätze an beiden Fächern, dass sie Struktur und Ordnung verbinden und logisch sind! In anderen Fächern muss man oft viel einfach auswendig lernen. Bei Mathematik ist das anders, wenn man die Sachverhalte und Formeln einmal kennt, kann man Bekanntes auf neue Aufgaben anwenden und logische Zusammenhänge knüpfen. Es hört sich zwar alles abstrakt an und wenn man zum ersten Mal auf solche mathematischen Codes schaut, versteht man sie nicht sofort, aber man kann die ganze Welt damit erklären und so vieles ist darauf aufgebaut. Es ist faszinierend, diese Vielfalt immer besser kennenzulernen.
 

Wie war es für Dich, mit anderen interessierten Mathematikerinnen zusammen an einem Projekt zu arbeiten?

Ich habe schon öfter an solchen Camps teilgenommen und es ist jedes Mal wieder eine tolle Erfahrung, das Uni-Leben kennenzulernen und mit Anderen gezielt und lösungsorientiert zu arbeiten. Besonders mag ich daran die Arbeitsatmosphäre und dass man sich im Team gegenseitig Hilfestellungen geben kann.
 

Kanntest Du Kaiserslautern oder das Fraunhofer ITWM schon vorher?

Ja, aber nur durch den Fußballverein, aber nicht als Studienstandort. Auch dieses Institut hier war neu für mich.

»Angenehme Atmosphäre«

Yasmin Golgher und Elina Ruf sind beide in der Gruppe »Künstliche Intelligenz im Kontext von Reinforcement Learning« und haben das Gespräch gemeinsam geführt. Yasmin kommt aus Frankfurt am Main und macht in Bad Homburg am Kaiserin-Friedrich-Gymnasium nächstes Jahr ihr Abitur. Elina ist aus Nordrhein-Westfalen und macht ebenfalls 2023 ihr Abitur, aber am Max-Planck-Gymnasium in Gelsenkirchen. Beide haben sich in der Math-Talent-School kennengelernt:

Elina Ruf und Yasmin Golgher
© Fraunhofer ITWM
Elina Ruf und Yasmin Golgher

Ihr habt das Fraunhofer ITWM jetzt schon etwas besser kennengelernt. Wie war Euer Eindruck und wie waren die letzten Tage am Institut?

Yasmin: Ich finde die Atmosphäre hier sehr angenehm, besonders gefallen mir die hübsch angelegten Gärten in den Atrien. Auch die KI-Ausstellung heute Morgen fand ich wirklich cool, weil sie sehr interaktiv und dadurch interessant gestaltet war.

Elina: Ja, die Ausstellung fand ich auch sehr gut und ich mag das Innendesign der Gebäude hier im Fraunhofer ITWM, besonders weil es viele Gemeinschaftsräume und Kaffeebars gibt.
 

Wie war denn für Euch das Arbeiten in der Gruppe und was habt Ihr als Herausforderung empfunden?

Yasmin: In erster Linie gab es hier viel neuen Stoff, mit dem man sich zunächst auseinandersetzen musste. Beispielsweise kannte ich die Programmiersprache »Python« bislang noch nicht. Ich konnte mich dann aber aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen in der Informatik gut einarbeiten. Herausfordernd war dabei besonders, dass wir uns den Aufgaben sehr selbstständig nähern und viel uns dabei von den Betreuenden viel Freiheit eingeräumt wird. Besonders schwierig war es, eine eigene Befehls- und Argumentationslogik mit Python zu konzipieren. Dabei haben wir dann besonders am Anfang oft Hilfe von den Betreuenden benötigt.

Elina: Aufgrund eines Workshops kannte ich mich vor dem Projekt auch schon ein wenig mit Programmiersprachen aus, aber natürlich war auch für mich »Python« zunächst neu und ich musste erst in die Sprache hineinfinden.

Wie war denn für Euch die Zusammenarbeit mit den Betreuer:innen?

Elina: Mit Tobias Joosten als Betreuer zu arbeiten war super entspannt für uns, besonders weil er uns in der Regel freie Hand beim Bearbeiten der Aufgabe gelassen hat. Gleichzeitig war er immer zur Stelle, um uns Hilfestellungen zu geben und hat auch viel darauf geachtet, dass wir Pausen machen und Spaß bei der Sache haben.

Yasmin: Dadurch hat er uns viel Druck beim Arbeiten genommen! Er hat betont, dass wir uns nicht zu sehr auf ein perfektes Ergebnis, sondern besser auf die nächsten Schritte konzentrieren sollen. Dadurch waren wir auch sehr motiviert, mitzuarbeiten.

Was wird Euch aus den letzten Tagen am stärksten in Erinnerung bleiben?

Elina: Am erinnerungswürdigsten waren definitiv die Netzwerk-Abende mit den Teambuilding-Sessions! Diese Abende haben uns wirklich viel Spaß gemacht und danach hatte man auch als Gruppe ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl.

Yasmin: Ich fand auch die angenehme und lockere Atmosphäre hier am Institut sehr schön, mit der ich so gar nicht gerechnet hatte.

Yasmin Golgher
© Fraunhofer ITWM
Yasmin Golgher
Elina Ruf
© Fraunhofer ITWM
Elina Ruf