In der Öffentlichkeit bestehen hohe Erwartungen an die Quantentechnologien, das Interesse ist groß. Was halten Sie zeitnah für realistisch?
Anita Schöbel: Natürlich ist es leider immer noch ein bisschen Kaffeesatzleserei, wo was wann industriell einsatzfähig ist. Wir haben ein paar Bereiche identifiziert, bei denen wir Fortschritte für realistisch halten. Was ich interessant finde, dass die Bereiche, wo man mathematisch beweisen kann, das ist wirklich besser ist als alles, was man bisher kennt, momentan noch weiter vom Einsatz entfernt zu sein scheinen als andere Bereiche, etwa aus der Optimierung, wo z.B. mit der Technik des Quantenannealing schon einiges ganz gut geht. Quantenannealing ist kein exaktes Verfahren, das zu einer beweisbar guten Lösung führt, sondern eine Heuristik. Was aber sich abzeichnet, dass das vielleicht besser wird, wird als andere Verfahren, die man so hat.
Pascal Halffmann: Aus meiner Sicht hat sich die Erwartungshaltung in der Öffentlichkeit in den vergangenen anderthalb Jahren gewandelt. Man ist etwas realistischer geworden nach den ersten beiden Jahren Quanten-Hype – auf dieser Welle sind wir mit gesurft. Wir haben das genutzt, aber wir sind stets realistisch geblieben.
Anita Schöbel: Da stimme ich Dir zu! In meinem allerersten Antrag für AnQuC steht schon drin, dass wir mit dem Ziel antreten zu gucken, was geht und was geht nicht. Und ich gebe Dir auch recht, dass die Erwartungen realistischer werden.
Pascal Halffmann: Wir können nicht versprechen, dass wir in fünf Jahren eine Quanten- Überlegenheit haben. Auch wenn das manche postulieren, dafür haben wir noch keine belastbaren Argumente gesehen. Trotzdem sind wir da optimistisch, dass man in gewissen Bereichen, dazu gehören zum Teil auch unsere Anwendungsgebiete, durch Einsatz von (hybriden) Quanten-Algorithmen Vorteile erzielen wird. Bis dahin gibt es aber noch genug zu tun, vor allem, um aus diesen Algorithmen nachhaltig einen praktischen Nutzen zu erzielen.