Die Grundidee hinter der sozial-gewichteten Prävalenz
Ausgangspunkt war die Beobachtung, dass vor allem in Italien ältere Menschen bei den Infektionszahlen überrepräsentiert waren. Wir haben das nicht auf die Verbreitung der Krankheit, sondern auf das Testverfahren zurückgeführt: Es werden hauptsächlich Menschen getestet, die sich bereits mit Symptomen gemeldet haben; vor allem, wenn das Gesundheitssystem an seine Grenzen gerät. Gleichzeitig haben wir im Hinterkopf behalten, dass der Schweregrad altersabhängig sein könnte.
In einem ersten Schritt haben wir ermittelt, wie viele unerkannte Infektionen es in den verschiedenen Altersgruppen geben müsste, damit sich in allen Gruppen mindestens die gleiche Quote einstellt (Prävalenz genannt). Dabei haben wir uns an der höchsten Prävalenz der Altersgruppe 90+ orientiert, und alle anderen Gruppen auf diesen Wert hochgerechnet. Anschließend haben wir argumentiert, dass nicht alle Gruppen gleich viele soziale Kontakte haben. Kinder besuchen Kindergärten und Schulen, Erwachsene gehen zur Arbeit und haben privat soziale Kontakte.
Auf Basis der Daten vom 02.04.2020 haben wir so eine Dunkelziffer von 22.107 unerkannten Infektionen für Deutschland ermittelt. Zu dieser Zeit waren offiziell 73.000 Infektionen gemeldet, was in Summe zu ca. 95.000 Infektionen führt. Das würde bedeuten, dass man in Deutschland ca. 80 Prozent der Infektionen auch wirklich erkennt. Wie oben angeteasert, gibt es aktuelle Zahlen am Ende des Beitrags. Den obigen Disclaimer im Hinterkopf bitten wir darum, die Abschnitte auf dem Weg dahin auch wirklich zu lesen, und nicht nur ans Ende zu scrollen.