Bin in erkrankt oder nicht? (nach einem Test)
Zurück zur ursprünglichen Frage: Man hat drei voneinander unabhängige, negative Testergebnisse vorliegen. Mit welcher Wahrscheinlichkeit ist man jetzt gesund? Um diese Frage zu beantworten, reicht es nicht aus nur die Sensitivität zu kennen, also wie zuverlässig der Test erkrankte Personen erkennt.
Während die Frage also ihre Richtung ändert, springen wir vom Konzept der Sensitivität zu dem der Segreganz. Auch diesen Betriff haben wir in unserer Miniserie eingeführt. Es ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein negativ Getesteter auch wirklich gesund ist. Bevor wir diesen Begriff aber für mehrfaches Testen erweitern können, müssen wir zuerst den einfachen Test meistern. Ohne die Formel hier im Detail erläutern zu wollen, benötigen wir dazu drei Wahrscheinlichkeiten:
- Die Wahrscheinlichkeit, dass der Test negativ ist, falls die Person nicht erkrankt ist.
- Die Wahrscheinlichkeit dafür, nicht erkrankt zu sein.
- Die Wahrscheinlichkeit für einen negativen Test.
Die erste Wahrscheinlichkeit ist gerade die Spezifität des Tests. In unserer Leserfrage war exemplarisch ein schlechter Test mit 60 Prozent Sensitivität beziffert. Wir übernehmen diese Annahme der Einfachheit halber für die Spezifität. Reale Spezifitäten liegen zum Glück weit höher. Mit 60 Prozent Wahrscheinlichkeit erhalte ich also einen negativen Test, wenn ich nicht erkrankt bin. Bitte beachten Sie die Reihenfolge:
»{negativer Test} wenn {nicht erkrankt}« = 60 Prozent.
Um zur umgekehrten Wahrscheinlichkeit, also »{nicht erkrankt} wenn {negativer Test}« zu kommen, Müssen wir die beiden anderen Wahrscheinlichkeiten beziffern.
Die zweite Wahrscheinlichkeit – nicht erkrankt zu sein – hängt stark vom Vorwissen ab. Greifen wir zufällig einen Menschen aus der Population Deutschlands, dann sprechen wir vermutlichen von circa 99 Prozent. Hatte diese Person aber Kontakt zu Infizierten oder sogar selbst Symptome, so springt die Wahrscheinlichkeit natürlich unkontrolliert nach unten. Nehmen wir also an, es gäbe keinen Anlass bzw. Symptome und setzen die zweite Wahrscheinlichkeit auf 99 Prozent.
Bleibt noch die Wahrscheinlichkeit für einen negativen Test. Hierzu sind die Daten nicht belastbar. Nicht alle Labore melden negative Tests, insbesondere wenn es Schnelltests sind. Wir können hier nur schätzen, dass wir uns oberhalb von 90 Prozent aufhalten. Für unsere gesuchte Wahrscheinlichkeit erhalten wir so: