Gefühlt ist die Pandemie für viele vorbei, faktisch ist sie es noch nicht. Die Masken verschwinden trotzdem zunehmend aus dem Gesellschaftsbild. Aber was heißt das für die einzelne Situation, wenn nur noch die Hälfte der Menschen sie trägt?
© iStockphoto
Die Corona-Pandemie scheint aus unserem Alltag und unseren Köpfen zu verschwinden und damit auch die Masken aus unseren Gesichtern. Gefühlt trägt nur noch die Hälfte der Menschen eine Maske im Supermarkt. Daher stellen wir uns heute die Frage: Was helfen Masken, die kaum noch getragen werden?
Weil wir heute über ein Gesundheitsthema schreiben, das zusätzlich auch noch überdurchschnittlich emotional aufgeladen ist, hier ein paar Disclaimer:
War Ihre Antwort 25 Prozent? Diese Antwort, als Produkt der beiden einzelnen Effizienzen, ist intuitiv. Leider ist sie falsch. Korrigiere: Zum Glück ist die falsch. Denn die tatsächliche Effizienz in dieser Situation ist höher.
Im Disclaimer haben wir sie angekündigt: Zahlen die vom Himmel fallen, die aber ein Phänomen gut erklären. Nehmen wir für den Moment an, eine Maske halbiert die Ansteckungsgefahr – das ist vermutlich zu pessimistisch – und auch nur noch die Hälfte der Menschen trägt eine Maske – das ist auf die kommenden Wochen vermutlich zu optimistisch.
Wenn wir jetzt die Interaktionen zwischen jeweils zwei Menschen betrachten, müssen wir nur die Fälle betrachten, bei denen genau einer der beiden infiziert ist. Unterscheiden müssen wir jetzt nur, wer von den beiden eine Maske trägt. Es kommt zu vier Fällen:
Im ersten Fall wird die nicht-infizierte Person die Virenlast ungefiltert abbekommen (0 Prozent Effizienz). In den Fällen Zwei und Drei wird genau einmal eine Maske die Virenlast halbieren (50 Prozent Effizienz), während in Fall Vier zwei Masken die Virenlast jeweils halbieren, also vierteln (75 Prozent Effizienz).
Wir haben angenommen, dass die Hälfte der Menschen eine Maske trägt, weswegen die vier Fälle eine ähnliche Häufigkeit haben sollen. Als durchschnittliche Effizienz erhalten wir damit:
¼ x 0 Prozent + ¼ x 50 Prozent + ¼ x 50 Prozent + ¼ x 75 Prozent = 43,75 Prozent
Ja, dieses Modell ist eigentlich zu simpel. Wir haben nichts über die Interaktion ausgesagt, also wie nah sich die Menschen kommen und wie viel Zeit sie zusammen verbringen. Wir nehmen an, dass Kranke und Gesunde mit gleicher Wahrscheinlichkeit eine Maske tragen und dass die Maske vor eingehenden wie vor ausgehenden Viren gleichermaßen schützt. Dennoch bleibt als Fazit: Die Effizienz ist höher als man vermutet. Hier ca. 44 Prozent gegenüber intuitiv-erwarteten 25 Prozent.
So positiv diese Erkenntnis zunächst klingt, so nachteilig kann sie werden. Eine Botschaft der Form »eigentlich ist es besser, als erwartet«, motiviert nicht wirklich dazu, die Ist-Situation aktiv weiter zu verbessern.
Vorzugsweise lesen Sie die Botschaft dieses Beitrags deshalb besser als: »Eine Maske zu tragen ist nicht so nutzlos, wie man intuitiv befürchten könnte«. Bleiben Sie gesund.
Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM