Vom Praktikum zur Abteilungsleitung

Interview mit Dr. Stefanie Grimm

Dr. Stefanie Grimm leitet seit Januar 2025 unsere Abteilung »Finanzmathematik«. Ihr Werdegang ist spannend und auch einzigartig an unserem Institut: Mit der Übernahme der Abteilungsleitung hat sie nun alle Positionen, die am Fraunhofer ITWM möglich sind, innerhalb einer Abteilung innegehabt. Denn gestartet ist sie 2007 als Praktikantin nach dem ersten Semester.

Wie bist Du zu uns ans Fraunhofer ITWM gekommen?

Studiert habe ich Mathematik mit Nebenfach Wirtschaft in Kaiserslautern. Im selben Jahr, in dem ich mein Studium begonnen habe, habe ich auch meinen ersten Vertrag am Fraunhofer ITWM unterschrieben. Nach einem Praktikum in meinen ersten Semesterferien durfte ich als Hiwi in der Abteilung »Finanzmathematik« anfangen und bin dem Institut seitdem, mit kleinen Unterbrechungen, treu geblieben. Die Bewerbung für das Praktikum war die Idee der Berufsberaterin an meiner Schule. Auf die Frage, was Mathematiker und Mathematikerinnen eigentlich so den ganzen Tag machen, war ihre Antwort: »Das weiß ich nicht, aber frag doch mal beim Fraunhofer ITWM – die sollten das wissen.«

Warum hast Du Dich für den Schwerpunkt »Finanzmathematik« entschieden?

Da meine Eltern beide Bankkaufleute sind, war das Thema »Finanzmathematik« für mich die erste Wahl, denn für die Praktikumsbewerbung musste ich mich für eine Abteilung entscheiden. Das kam mir damals naheliegend vor. Im Laufe des Studiums habe ich mich dann auch aufgrund der Inhalte für die Vertiefung in diesem Gebiet entschieden.

Erinnerst Du Dich daran, was Du im Praktikum machen durftest?

Genau weiß ich es tatsächlich nicht mehr, ich habe eine Excel-Tabelle mit einem VBA-Code bearbeitet. Offensichtlich habe ich es gut genug gemacht, so dass ich danach gefragt wurde, ob ich als Hilfskraft bleiben möchte.

Mit welchen Themen hast Du Dich inhaltlich am Fraunhofer ITWM beschäftigt?

Im Laufe meiner Hiwi-Tätigkeit habe ich an vielen verschiedenen Projekten mitgewirkt. Anschließend habe ich in meiner Promotion zunächst ein klassisches Thema der »Finanzmathematik« betrachtet – den Verlauf und die Vorhersage von Zinszeitreihen. Als ich nach einem Ausflug in die Industrie 2019 wieder zurück ans Institut kam, habe ich meinen Schwerpunkt auf Data Science und Machine Learning Methoden verlagert. Beispielsweise habe ich mich im Projekt BauhausMobility.Lab mit der Vorhersage von Luftgütewerten mittels Machine-Learning-Verfahren beschäftigt.

Was findest Du am Fraunhofer ITWM richtig gut?

Für mich ist neben den spannenden Themen und der Möglichkeit Mathematik und Industrieanwendungen zusammenzubringen, die Arbeitsatmosphäre das, was das Institut auszeichnet. Insbesondere nach meinem beruflichen Ausflug in die freie Wirtschaft. Es war zwar lehrreich und interessant, dort die einzige Mathematikerin zu sein, aber hat mir auch nochmal vor Augen geführt, wie besonders das Arbeiten bei uns ist.

 Interview mit Stefanie Grimm
© Fraunhofer ITWM
Interview mit Stefanie Grimm

Wie möchtest Du Eure Abteilung weiterentwickeln? Gibt es spezielle Trendthemen in der »Finanzmathematik«?

Wir haben als Teil des Übergabeprozess zwischen Jörg Wenzel und mir einen Strategie-Workshop mit der gesamten Abteilung abgehalten. Dort haben wir uns alle gemeinsam mit gesellschaftlichen Trends sowie wissenschaftlichen Themen auseinandergesetzt und uns die Frage gestellt, welche finanzmathematischen Herausforderungen damit zusammenhängen. Neben unseren bestehenden Schwerpunkten Altersvorsorge und Auffälligkeitsdetektion ist ein weiterer wichtiger Punkt für uns das Thema Nachhaltigkeit. Hier untersuchen wir gerade, welche Rolle Finanzprodukte bei der Vorsorge gegenüber Klimarisiken spielen können.

Ihr habt auch die besondere Situation, dass Dein Vorgänger Jörg Wenzel weiterhin in der Abteilung arbeitet.

Das ist wirklich besonders. Jörg ist von uns allen am längsten da. Es ist sehr gewinnbringend, dass jemand mit so viel Erfahrung aus unterschiedlichen Perspektiven Teil des Teams ist. 

Wo siehst Du generell noch Verbesserungspotenzial, um Beruf und Familie zu vereinen?

Ich glaube, wir sind schon auf einem guten Weg, indem wir unseren Mitarbeitenden viel Flexibilität bieten und Führungsrollen auch in Teilzeit übernommen werden können.