Versicherungsunternehmen müssen der Öffentlichkeit regelmäßig die so genannte Solvenzquote vorlegen. Diese soll Anhaltspunkte liefern, wie krisenfest die Anbietenden sind. Die Berechnung ist sehr komplex, spezifisch und wird von vielen Unternehmen nur einmal im Jahr durchgeführt. Finanzmathematikerinnen und -mathematiker unterstützen dabei, die Solvenzquote mit Künstlicher Intelligenz (KI) zu berechnen. Was das heißt, erklärt Dr. Stefan Mai, Geschäftsfeldentwickler »Altersvorsorge« der Abteilung »Finanzmathematik« im Interview:
Solvenzkapitalberechnung: Erstmal sollten wir klären, was bedeutet die Solvenzquote aktuell für Versicherungsunternehmen und wie wird damit umgegangen?
Seit Januar 2016 gilt das neue europäische Aufsichtsregime Solvency II – mit dem Ziel Zahlungsunfähigkeit von Versicherungsunternehmen zu vermeiden bzw. sicherzustellen, dass die Unternehmen ihre Zusagen auch unter extremen Umständen wie Krisen erfüllen können. Das Solvenzkapital wird unterschiedlich berechnet, wobei das rechnende Unternehmen jeweils alle für sich relevanten Risikoszenarien in seinem internen Modell berücksichtigen muss. Beispiele für große Krisen können Naturkatastrophen sein, Aktiencrashs oder auch ein starker Bedarf von Krankenversicherungsleistungen durch Epidemien/Pandemien. Die Solvenzquote ist dabei ein punktueller Anhaltspunkt für die getroffene Vorsorge des Versicherungsunternehmens.